Was packt man ein für eine Woche bei angesagten -25°C ? Da der Rucksack aber nach Bettwäsche und Skihose sowieso kaum noch über Platz verfügte, entfiel das übliche Sortieren und der Rest wurde natürlich auf das nötigste reduziert: warme Sachen! Denn obwohl ich die Kälte liebe, ist es doch schon einige Jahre her, dass der Osten Deutschlands solche Temperaturen hergegeben hat und man möchte ja auf alles vorbereitet sein…
Und dann ging es also los: endlich nach Lappland!
Von Göteborg aus ging es über Örebro, Gävle, Sundsvall und Umeå etwa 1600 km in den Norden Schwedens. Nach 23 Stunden im Bus kamen wir morgens pünktlich um 8 Uhr in Kiruna an. Die Nacht war nicht sonderlich erholsam aber die Kälte hat uns den Tag über wach gehalten. Nach einem Frühstücksbuffet im Hostel mussten wir uns schnell um- und vor allem warm anziehen, denn um 9 Uhr ging es für die erste Gruppe (und mich) zum Hundeschlitten und Schneemobil fahren. Schon in Kiruna war es ziemlich kalt und der Schnee knirschte nicht nur unter unseren Schuhen sondern quietschte sogar.
Über Leggins, Kniestrümpfe, Jogginghose und Skihose und auch obenrum schon 4-lagig haben wir dort erst noch einen Skioverall gezogen und trotzdem war es einfach nur saukalt. Bei -28°C nur auf einem Schlitten rumzusitzen wärmt halt nicht wirklich und nach wenigen Minuten waren bereits unsere Wimpern und Haare und gefühlt auch so ziemlich alles andere eingefroren. Auch der Akku meiner Kamera hatte so seine Probleme mit diesen niedrigen Temperaturen und wollte nicht wirklich durchhalten. Bis dahin ahnte keiner, dass das nur der Anfang war und die Temperaturen noch ein wenig tiefer klettern sollten.
Die Huskies waren übrigens nicht die aus Film und Fernsehen bekannten sibirischen Huskies, denn die sind nach Aussage unseres Schlittenführers viel zu schwer und langsam und werden nur gezüchtet weil sie so süß aussehen. Unsere Schlittenhunde waren Alaska-Huskies, die auch für Rennen eingesetzt werden.
Nach einem kurzen Stopp mit heißem Tee und Kuchen ging es dann auf dem Schneemobil weiter durch die nordschwedische Wildnis. Selber fahren ist einfach so viel schöner! Das möchte ich unbedingt nochmal machen. Gegen 11 Uhr ging die Sonne auf und färbte den Himmel am Horizont wunderschön rosa. Durch die verschneite Wildnis zu fahren mit den Bergen des Skandinavischen Gebirges im Hintergrund… dieses unglaubliche Gefühl werde ich nie wieder vergessen!
Kurz nach 12 (also nach etwa einer Stunde) ging die Sonne dann bereits wieder unter, diesmal mit einem eher gelblichen Farbenspiel am Horizont. Ein paar Tage später hätten wir schon die Zeit der Polarnacht erleben können, wenn die Sonne nicht mehr über dem Horizont aufgeht. Trotzdem ist es dann nicht den ganzen Tag komplett dunkel, sondern man kommt in den Genuss der blauen Stunde, es gibt dann zur Mittagszeit ein bläuliches Licht wie sonst während der Dämmerung.
Wieder zurück am Hostel ging es gleich weiter zu einer Stadtführung durch Kiruna, doch damit war mein Tages-Programm aber noch nicht beendet, ich hatte nämlich auch noch eine Tour durch die Eisenmine von Kiruna gebucht. In den beiden Erzbergen Luossavaara und Kiirunavaara wurde Magnetiteisenerz mit bis zu 70% Eisengehalt gefunden. Aus den Anfangsbuchstaben der beiden Berge und dem Kürzel AB (entspricht der deutschen AG) entsteht der Name des schwedischen Bergbauunternehmens (zu 100% staatlich) das die Mine betreibt: LKAB. Die Eisenerzgrube Kiruna ist das weltgrößte Eisenerz-Bergwerk, aber das Flöz des Kiirunavaara verläuft schräg unter die Stadt und würde viele Teile Kirunas beeinträchtigen. Seit 2007 gibt es deshalb konkrete Pläne für einen Umzug der Stadt.
Am Abend hatten wir riesiges Glück und haben zum ersten Mal in unserem Leben Nordlichter gesehen. Zu ungewöhnlicher Zeit und mitten in der Stadt direkt neben der Kirche durften wir dieses unglaubliche Himmelsschauspiel erleben. Seit diesem Augenblick bin ich definitiv süchtig!
>Hier< geht es weiter mit dem noch kälteren 2. Teil.