Nach 8 Monaten war ich endlich wieder zurück in meiner Wohlfühlheimat Schweden, wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Göteborg hat mich wie immer mit offenen Armen empfangen und ich habe mich sofort wieder pudelwohl gefühlt. Es ist schon schön, wenn man sich auch nach so „langer“ Zeit (es war definitiv viel zu lange!) noch so gut zurecht findet. Deswegen standen natürlich auch die typischen Aktivitäten auf dem Plan, wie brunchen in Haga, ein Besuch auf den Schären und schwedisches Interieur shoppen.
Aeroseum
Um auch etwas Neues zu entdecken, besuchten wir außerdem das Aeroseum. Dieses Flugzeugmuseum im Norden der Stadt ist eine ehemalige militärische Anlage aus der Zeit des Kalten Kriegs und befindet sich in einem unterirdischen Hangar, der in einen Felsen hineingesprengt wurde. Auf 22.000 m² befinden sich nationale und internationale original erhaltene Jagd- und Kampfflugzeuge, Segelflugzeuge, Hubschrauber und diverse Fahrzeuge, alles zum Fotografieren („strengstens erlaubt“), Anfassen und einiges sogar auch zum Ausprobieren bzw. Probesitzen (vorsicht, eng!). Und wie überall in Schweden, wird auch hier besonders viel Wert darauf gelegt, dass auch Kinder ihren Spaß haben. Die Kleinen dürfen Pilot spielen, probe sitzen und (kostet allerdings extra) im Simulator ein Flugzeug fliegen; alles damit die jüngere Generation an die technische Geschichte und Entwicklung herangeführt werden kann. Aber natürlich kommen auch alle Technikbegeisterten auf ihre Kosten, und alle die sich für Militärgeschichte interessieren. Leider ist der deutsche Guide über die ausgestellten Maschinen etwas unvollständig und sprachlich ziemlich fehlerhaft, deswegen würde ich hier eher zur englischen Ausführung raten, aber es gibt auch an jedem Flug-/Fahrzeug eine Tafel mit den wichtigsten Daten. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Aeroseum mit der Buslinie 35 (startet an der Haltestelle „Hjalmar Brantingsplatsen“). Von der Haltestelle „Granhäll“ muss man dann noch etwa 10 Minuten laufen, bis man das Aeroseum-Gelände erreicht.
Felsritzungen Tanum
Außerdem machten wir einen Tagesausflug nach Tanum, etwa anderthalb Autostunden nördlich von Göteborg gelegen, kurz vor der norwegischen Grenze. Dort gibt es etwa 3000 Jahre alte Felsritzungen zu bestaunen. Mehr als 10.000 dieser aus der Bronzezeit stammenden Gravuren wurden bisher gefunden. In Vitlycke, dem Zentrum dieses als Unesco-Weltkulturerbe ausgewiesenen Gebietes, befindet sich ein Museum (Eintritt frei!), in dem man eintauchen kann in die Welt der Menschen, die damals gelebt und uns diese „Aufzeichnungen“ hinterlassen haben. Im Cupmark Cafe kann man sich noch stärken, bevor es auf die Wanderung(en) zu den Felsritzungen geht. Bei unserem Besuch war gerade eine Pilzausstellung und so kamen wir in den Genuss eines sehr leckeren Pilz-Buffets zum Lunch.
Zum Gebiet gehören sechs Stätten in Bohuslän (Übersichtskarte), bei denen jeweils eine große Felsplatte mit besonderen Figuren zu finden ist. Darunter sind z.B. ein Brautpaar (Vitlycke), ein 2,30 m großer Speerträger (Litsleby), Personen in Kampf- bzw. Jagdszenen (Fossum), Schiffe und verschiedene Tierdarstellungen. Durch verschiedene Umwelteinflüsse verwittern die Ritzungen leider immer mehr und sind zur besseren Erkennung mit roter Farbe bemalt. Man kann frei zwischen allen Felsen umherwandern (Karte) oder im Sommer an den täglichen Führungen teilnehmen. Wer sowas noch nie gesehen hat, sollte sich das auf keinen Fall entgehen lassen! Wer sich allgemein für Steingräber und Felsritzungen interessiert und auch noch andere Stellen erkunden möchtet, wird auf der Seite grosssteingräber.de fündig.
Grimeton
Auf der Rückfahrt wollte ich die langweilige Fahrerei etwas auflockern und machte spontan gleich zwei Stopps an Unesco-Welterbestätten. Die erste war der Längstwellensender Grimeton in der Nähe von Varberg (Abfahrt 53 bzw 54 von der E6). Was aussieht wie ganz normale Hochspannungsmasten sind eigentlich die sechs knapp 130 m hohen Alexanderson-Antennen aus dem Jahre 1924. Daran sind zwölf 2,2 km lange Kupferdrähte aufgehängt, mit deren Hilfe man damals drahtlos Telegramme versenden konnte. Nachdem der Sender dann nur noch zur Kommunikation mit U-Booten benutzt wurde, ist es heute der einzig verbliebene Langwellensender der Welt. Er wird allerdings nur noch zu Weihnachten und am Alexanderson-Day (2. Juli) in Betrieb genommen. Öffnungszeiten und andere Infos gibt’s unter grimeton.org.
Christiansfeld
In Dänemark legte ich dann noch kurz hinter Kolding einen Halt in Christiansfeld ein. Dieser Ort hat zum Zeitpunkt meines Besuchs den Welterbestatus gerade mal 2 Monate besessen. Grund dafür ist die gut erhaltene Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeinde, die dem Ort ein sehr tolles Stadtbild gibt. Die Parkmöglichkeiten entlang der beiden parallel verlaufenden Hauptstraßen sind zahlreich vorhanden und im Touristbüro kann man sich eine kleine Ausstellung (kostenlos!) über die Brüdergemeinde und die Entstehung des Ortes anschauen, bevor man sich auf Erkundungstour (Karte) durch den Ort begibt.
Über Hamburg und Berlin ging es dann weiter nach Helsinki zu meiner ersten echten Solo-Reise. Was ich dort erlebt habe, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen.